Das werde ich oft gefragt, wenn ich als Lektorin auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs bin. Natürlich kenne ich nicht alle Kreuzfahrten, die AIDA und Hapag Lloyd im Programm haben oder die von der Mein Schiff gefahren werden. Ein paar Reisen sind über die letzten Jahre allerdings zusammen gekommen: Norwegen und Island, Großbritannien und Ostsee, Karibik, Asien und ein paar andere Routen.
Jede Reise hat zweifelsohne ihren eigenen Reiz. Wenn aber jemand im Leben nur eine Kreuzfahrt machen wollen würde, wäre meine Empfehlung eine Norwegenkreuzfahrt. Zu Norwegens landschaftlichen Höhepunkten gehören die Fjorde. Und die erlebt man am besten vom Wasser aus. Hinzu kommt ein weiterer Grund, der für eine Norwegenreise auf der AIDA oder der Mein Schiff spricht: Die norwegischen Preise. Die lassen einen erst einmal schlucken!
Ein halbes Fischbrötchen für sechs Euro? Ein Bier für neun Euro?
In Norwegen verzichte ich mittlerweile auf das Umrechnen.
Welche Häfen sollte das Schiff auf einer Norwegenkreuzfahrt anlaufen? Über Spitzbergen habe ich hier schon berichtet. Die Inselgruppe inmitten der Arktis fasziniert mich immer wieder. Wann ist man den Eisbären schon so nah? – “Und dem preiswerten Alkohol so fern?”, wie mir ein fröhlicher Guide in Longyearbyen sagte. Für eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen braucht man nur etwas Zeit. Die meisten Reisen dauern mindestens 11 Tage. Bleiben wir einmal “in der Nähe”.
Muss es wirklich das Nordkap sein?
Wer das Nordkap besucht, befindet sich auf 71°10′21″ nördlicher Breite. Bis zum Nordpol sind es jetzt „nur“ noch 2100 Kilometer. Es ist ein besonderer Moment, wenn man vom Nordkapfelsen in die Weite blickt. Die Einsamkeit, die frühe Reisende auf das Felsplateau zog, erlebt man heute allerdings selten. Zumindest bevor Corona die Welt bestimmte, strömten an manchen Abenden mehrere tausend Besucher gleichzeitig zum Nordkap.
Hat man den schroffen Felsen einmal besucht, weiß man, dass es beim Nordkap vor allem um den “Mythos Nordkap” geht. Und das Nordkap ist ja nicht – wie so oft behauptet – der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes. Schließlich gehört das Felsplateau zur Insel Magerøya. Und weiter nördlich gelegene Inseln gibt es. Spitzbergen zum Beispiel!
Aber die Mitternachtssonne am Nordkap muss man doch mal gesehen haben, oder nicht?
Die Mitternachtssonne erlebt man ja überall nördlich des Polarkreises. So geht die Sonne beispielsweise in Tromsø vom 20. Mai bis 22. Juli nicht unter. Selbst weiter südlich ist es in den Sommermonaten nur kurze Zeit wirklich dunkel. Wer im Sommer auf Norwegenkreuzfahrt geht, mag sich vielleicht sogar über eine Innenkabine freuen. Denn da ist immer finstere Nacht.
Der schönste norwegische Fjord ist der Geirangerfjord, richtig?
Der Geirangerfjord gehört zum UNESCO Welterbe. Entlang des rund 15 Kilometer langen Fjords ragen Felswände mehrere hundert Meter nahezu senkrecht in die Höhe. Wasserfälle stürzen in die Tiefe, darunter die “Sieben Schwestern” und der “Brautschleier”.
Königin Sonja und König Harald besuchten den Geirangerfjord schon oft. Auf der Herdalssetraalm erinnert ein Foto an den königlichen Besuch – an den Wänden eines Plumpsklos. Ihre Silberhochzeit haben Königin Sonja und König Harald in einem Bergbauernhof am Geirangerfjord gefeiert.
Dass der Geirangerfjord als einer der schönsten Fjorde Norwegens gilt, ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Im Sommer habe ich schon bis zu sechs Schiffe gleichzeitig im Fjord auf Reede liegen sehen. Rechnet man Kreuzfahrtgäste und Schiffscrew zusammen, kommt man schnell auf viele tausend Besucher, die in das 250 Einwohner zählende Dorf “einfallen”. Mittlerweile hat man die Anzahl der erlaubten Schiffe pro Tag beschränkt.
Dabei bieten sich genügend Alternativen zum Geirangerfjord. Der gesamte südwestliche Teil Norwegens, das “Vestlandet”, wird umgangssprachlich “Fjordnorwegen” genannt. Hier ragen die spektakulärsten norwegischen Fjorde tief ins Landesinnere.
Führt Sie eine Reise etwa nach Olden, passieren Sie den Nordfjord und den Innvikfjord. Bei einer Fahrt nach Eidfjord legt das Schiff etwa 200 Kilometer in den norwegischen Wasserarmen zurück. Und auch der Aurlandsfjord, den man auf dem Weg nach Flåm kennenlernt, ist malerisch. Manchmal erhalten Kreuzfahrtschiffe sogar die Erlaubnis in den schmalen Nærøyfjord zu fahren. Der zählt wie der Geirangerfjord zum UNESCO-Welterbe.
Mein persönlicher Lieblingsort auf einer Norwegenkreuzfahrt sind die Lofoten.
Die Lofoten zählen zu den atemberaubendsten norwegischen Landschaften. Nähert sich das Schiff den Lofoten, scheint es, als hebe sich eine mächtige Gebirgswand aus dem Meer. Neben den bis zu knapp 1100 Meter hohen Gipfeln und den engen Fjorden findet man auf dem Archipel selbst weiße Sandstrände. Scheint die Sonne, wirken die Strände und das türkisfarbene Wasser beinahe karibisch. Dann muss man nur kurz den Fuß ins Wasser halten, um an die nördliche Lage der Lofoten erinnert zu werden.
Und wo ist der Haken bei einer Norwegenkreuzfahrt?
Zum Schlafen kommt man selten. Schließlich enden die schönsten Fjordpassagen meist erst spät in der Nacht und beginnen am nächsten Tag wieder in aller Frühe. Erholen ist also erst nach dem Urlaub angesagt.