Spitzbergen ist für mich einer der außergewöhnlichsten Orte, die man bei einer Kreuzfahrt erreichen kann. Es ist auch der nördlichste Punkt, den ich bisher auf der Erde betreten habe. Ganze 2100 Kilometer trennen den Archipel von Oslo. Dagegen liegt der Nordpol fast um die Ecke, etwa 1100 Kilometer entfernt. Kein Wunder, dass Abenteurer wie Amundsen und Andrée von hier aus auf ihre Nordpolexpeditionen starteten.
In Longyearbyen, wo Kreuzfahrtschiffe am häufigsten festmachen, ist die frühere Bedeutung des Kohleabbaus offensichtlich. Schon vom Schiff aus blickt man auf eine ehemalige Grubenseilbahn, Schilder weisen den Weg zu Kohlegruben und im Ort trifft man auf die Statue eines Bergarbeiters. Der Kohleabbau war es, der Longyearbyen überhaupt erst hat entstehen lassen. Ein Amerikaner, John Munroe Longyear, hatte Anfang des 20. Jahrhunderts die “Arctic Coal Company” gegründet. Bald arbeiteten mehrere hundert Männer in den Kohlegruben rund um die Siedlung, die fortan Longyearbyen genannt wurde. “By” ist dabei das norwegische Wort für “Stadt”.
Auch die Tatsache, dass man in Longyearbyen bei einem Museumsbesuch die Schuhe auszieht, geht auf den Kohleabbau zurück. Die Kumpels zogen ihre Schuhe aus, damit sie den Ruß nicht in die Häuser trugen. Auch wenn mittlerweile kaum noch Kohle in den Gruben von Longyearbyen abgebaut wird, hält man an der Tradition fest und zieht – etwa im Museum und in der Uni – die Schuhe aus. Kalt werden die Füße nicht, da es im Austausch gegen das eigene Paar Schuhe Puschen gibt.
Neben den Schuhregalen am Museumseingang habe ich in Spitzbergen weitere Dinge entdeckt, die mir rasch klar machten, dass Spitzbergen ein besonderer Ort ist. Merkwürdig erschien mir beispielsweise, dass man im Supermarkt aufgefordert wird, seine Waffen abzulegen. Das erklärt sich damit, dass auf der Inselgruppe mehr als 3000 Eisbären leben. Einige der Tiere sind hungrig und so führt man außerhalb der Siedlungen ein Gewehr mit, um sich notfalls verteidigen zu können. Im Geschäft – und verständlicherweise auch in der Bank – gibt man seine Waffe am Eingang ab.
Ich hatte kein Gewehr dabei und konnte sofort zu den Supermarktregalen durchgehen. Bei einem Blick auf die Preise zuckte ich erst einmal zusammen: Eine Tüte Milch gibt es für umgerechnet drei Euro, das Kilo Bananen kostet genauso viel. Und ein Stückchen Gurke für 1,50 Euro empfinde ich auch nicht gerade als Schnäppchen.
Wie teuer Katzenfutter ist, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen. Das habe ich im Supermarkt nicht gefunden und dafür gibt es auch eine Erklärung: Katzen sind auf Spitzbergen verboten. Damit will man die arktische Vogelpopulation schützen.
Sie können auf Ihrem Landgang aber einem Tier gegenüberstehen, das Sie zweifellos für eine Katze halten. Trotz des Verbots lebt nämlich eine Katze in Spitzbergen. Ein Russe hat das Tier vor ein paar Jahren mitgebracht. Vermutlich hatte der vor seiner Ankunft ein paar Gläser Wodka getrunken, die seine Phantasie beflügelten. In Spitzbergen angekommen deklarierte er seine Katze nicht als Katze, sondern als Fuchs.
Die Chancen stehen gut, dass Sie dem Tier in der russischen Siedlung Barentsburg begegnen. Denn dort lebt die Katze, pardon, der Fuchs. Leider habe ich noch nicht das Glück gehabt, den Vierbeiner zu erspähen und daher habe ich nur dieses Phantombild von ihm anfertigen können:
Das Tier ist ziemlich haarig und hört auf den Namen Kesha. Sollten Sie Kesha bei Ihrem Ausflug treffen, wäre es toll, wenn Sie mir ein Foto schicken könnten. Ich würde es unter Nennung Ihres Namens auf meinem Blog ausstellen. Vielleicht entsteht dadurch mit der Zeit eine umfassende Galerie rund um die außergewöhnliche Fuchskatze von Spitzbergen.
Miau!
Hören Sie mehr zu Spitzbergen im Reisehörbuch “Kreuzfahrt Norwegen”.
3 comments
I loved reading this post. And what a great challenge to take a picture of the…fox. Not sure when I will make it to Longyearbyen, but when and if I do I will most definitely be on the lookout for Kesha!
Thanks for your comment, Annina! You should join me on a cruise to Longyearbyen so that we can go “Kesha-spotting” together!