Wir sind auf der Mein Schiff schon recht reisefreudig, aber Sisi war sogar noch reisefreudiger. Die österreichische Kaiserin war so gern auf Reisen, dass manche Wiener sie nicht “Kaiserin”, sondern “Reiserin” nannten.
Nach Korfu reiste Kaiserin Elisabeth ab den 1860er Jahren sehr regelmäßig. Sie mochte die Meeresluft und den Duft der Zypressen. Außerdem genoss sie die langen Spaziergänge durch die ausgedehnten Olivenhaine. Tatsächlich gilt Korfu als eine der grünsten griechischen Inseln.
Sisi hatte sich umfassend mit der griechischen Kultur auseinandergesetzt und lernte eifrig griechisch. Ihr Vater hatte schon mehrere tausend Bücher zur griechischen Geschichte und Philosophie zusammengetragen.
Heute kann man wenige Kilometer von Korfu-Stadt den Palast besuchen, den sich Sisi hat errichten lassen. Kaiser Franz-Joseph hatte ihr eine Villa gekauft, die sie nach ihrem Geschmack umbauen ließ. Sisis Begeisterung für die griechische Antike spürt man, sobald man das Anwesen betritt: Unzählige Statuen von Figuren aus der griechischen Mythologie und Geschichte zieren den Garten. Darunter darf der Achill, der Lieblingsheld der Kaiserin, nicht fehlen. Ihm zu Ehren nannte sie ihren Palast auf Korfu “Achilleion”. Die Hauptfigur aus Homers Ilias war nur an der Verse verwundbar. Genau dort wurde Achill schließlich von dem trojanischen Königssohn Paris mit einem Pfeil getroffen.
Wenige Meter von der Achillstatue entfernt, blickt man derzeit auf eine Badewanne aus Marmor. Hat Sisi hier im Grünen ihr Bad genossen? – Wir erfahren, dass die Wanne dort nur zeitweise aufgrund von Renovierungsarbeiten steht. Und wirklich oft gebadet hat Sisi ohnehin nicht. Zumindest nicht nach unseren heutigen Maßstäben. Wer damals – wie Sisi – gleich zweimal die Woche badete, der hatte schon einen wahrhaftigen Reinlichkeitsfimmel. Im Souvenirladen des Achilleion wird heute korfiotische Olivenölseife angeboten, deren Verpackung ein Bild von Sisi zeigt.
Die österreichische Kaiserin mit ihrer 52 Zentimeter Taille war für ihren Schönheitswahn bekannt. Heute erzählte man mir, dass sie gleichzeitig aber starke Raucherin war und selbst Zigarren nicht verschmähte.
Nach Sisis Tod kaufte der deutsche Kaiser Wilhelm II das Achilleion. So gehören zu den Ausstellungsstücken auch ein Model seiner Yacht Hohenzollern, außerdem die Originalflagge seines Schiffes und ein etwas merkwürdiger Schreibtischstuhl. Es mag dieser Anblick gewesen sein, der den amerikanischen Schriftsteller Henry Miller zu der Aussage verleitete, der Palast sei ein “Irrenhaus des Kaisers”.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts hatte das Achilleion dann unterschiedliche Funktionen: Er diente als Quarantänestation, als Militärhospital und später als Spielcasino.
Mein persönlicher Lieblingsort des Anwesens ist der Garten. Dort genießt man einen Blick, der bis nach Albanien reicht. An der schmalsten Stelle trennen gerade einmal 2 Kilometer die Ionische Insel vom albanischen Festland.
Im Garten sieht man dann auch die renovierungsbedürftige Rückseite des Palasts. Vielleicht sollte doch wieder ein Spielcasino unter dem Dach des Achilleion öffnen, um die Kassen zu füllen?