Letzten Sonntag habe ich von Holztulpen und Hollandpuschen in Philipsburg erzählt. Führt Sie eine Kreuzfahrt nach Philipsburg, haben Sie die Qual der Wahl. Denn von dort können Sie das niederländische Sint Maarten kennenlernen oder aber einen Ausflug in das französische St. Martin unternehmen.
Der vermutlich bekannteste Ort der Karibikinsel liegt im niederländischen Sint Maarten. Dort gibt es den Maho Beach, der bei vielen Besuchern “Flughafenstrand” heißt. An den Sandstreifen grenzt der Princess Juliana Flughafen mit seiner außergewöhnlichen Start- und Landebahn. Die ist mit 2300 Metern so kurz, dass Piloten die Insel für ein anspruchsvolles Start- und Landemanöver kennen. Jeder Zentimeter muss genutzt werden und daher sind die Maschinen bei ihrem Landeanflug zum Greifen nah.
Auch der Start birgt eine Besonderheit, da der komplette Schub bereits im Stand aufgebaut wird. Nur so kann der Flieger rechtzeitig vor Ende der Startbahn abheben. Während im Cockpit die Bremsen gelöst werden, verspüren abenteuerliche Strandbesucher einen Nervenkitzel beim “Zaunsurfen”. Dazu klammern sie sich an den Zaun hinter der Startbahn und lassen sich die aufgewirbelte Luft entgegenpusten. Wie stark dieser Luftstrom ist, erkennen Sie an den Dingen, die auf der Straße liegen: Allerhand Sonnenbrillen und Cappies und dazwischen auch mal ein Bikinioberteil.
Ich habe immer laut gewettert, niemals zum Maho Beach zu fahren. Und schon gar nicht in die Nähe dieses Zauns zu gehen! Was soll daran toll sein, sich Sand und Steine, heiße Luft und Kerosin entgegenjagen zu lassen? Ohne mich! Das waren meine klaren Worte.
Zwei Stunden später hing ich doch am Zaun.
Und ich muss sogar gestehen, dass es ein besonderes Erlebnis war. Sonnenbrille und Bikinioberteil blieben dabei unversehrt. Aber ein zweites Mal muss ich dort nicht hin.
Bei meinem letzten Aufenthalt auf der zweigeteilten Karibikinsel habe ich dann einen neuen Lieblingsort auf St. Martin gefunden: Die Ilet de Pinel.
Groß ist die Insel mit ihren 500m² Fläche nicht. Der Hauptgrund hier herzukommen ist ein Bad in traumhafter Umgebung in türkis schimmerndem Meer. Ein Pfad führt noch zu einem weiteren Strand und bietet eine tolle Aussicht. An klaren Tagen kann man sogar bis zur Nachbarinsel Anguilla blicken.
Die Ilet de Pinel liegt einen knappen Kilometer vor der nordöstlichen Küste von St. Martin. Etwa alle halbe Stunde verkehrt eine Fähre, die sowohl Besucher mitnimmt, als auch das, was gerade auf der Ilet de Pinel gebraucht wird. An dem Tag unseres Besuchs bekam die Inselbar einen neuen Kühlschrank per Fähre geliefert.
Wer es sportlich angehen mag und anstelle der Fähre mit einem Kayak übersetzt, kann Meeresschildkröten beobachten, die sich in dem Gewässer tummeln und auch immer mal wieder ihren Kopf aus dem Wasser heben. Auf der Insel wartet schon eine Bande Leguane. Die Tiere sind nicht weiter gefährlich, man sollte allerdings deren Schwanz im Blick behalten. Denn sobald die Leguane Gefahr wittern, schlagen sie damit aus.
Nach einem Bad und einem Spaziergang können Sie im Inselrestaurant eine Portion “Acras” bestellen. Das ist ein für die französischen Antillen typischer Snack. Eine Masse aus Fisch (meist Kabeljau) und gewürztem Teig wird frittiert. Dann werden die noch heißen Acras mit einer scharfen Sauce serviert. Die Sauce heißt “Sauce chien” – “Hundesauce”. Die können aber auch Vegetarier bedenkenlos bestellen, denn der Name kommt von der Messermarke “Chien”, mit der die kreolische Hausfrau traditionell die Zutaten für ihre Sauce schnitt. Hundeteile kommen hier nicht zum Einsatz. Acras eignen sich prima als Vorspeise zum Teilen. Wird zum Hauptgang ein Hummer bestellt, steigt der Inhaber des Restaurants ins Wasser und zaubert das Krustentier aus einer Art Käfig frisch aus dem Wasser. Bon appétit!
Vor der Rückfahrt bietet ein kleiner Stand noch das passende Inselsouvenir. Statt Holztulpen und Hollandpuschen gibt es auf der Ilet de Pinel karibische Rasseln und außerdem Weihnachtsengel, die mich in der tropischen Hitze gleich in Weihnachtsstimmung brachten.
Und so wünsche ich Ihnen mit diesen karibischen Weihnachtsengeln einen schönen 3. Advent. Am nächsten Sonntag versende ich einen speziellen Weihnachtsgruß – aus einem ziemlich abgelegenen Teil der Erde.
Praktisches für Ihren Aufenthalt auf der Ilet de Pinel
Um zur Ilet de Pinel zu gelangen, fährt man 15 Kilometer in den Inselnorden in Richtung Cul-de-Sac. Taxifahrer bieten am Hafenausgang ihre Dienste zu ausgewiesenen Preisen an. (Derzeit 25 US-Dollar für die einfache Fahrt für zwei Personen; ab drei Personen zahlt jeder 9 Dollar.)
Alternativ und mit größerem Zeitaufwand kann man auch mit öffentlichen Bussen nach Cul-de-Sac gelangen. Dazu muss man vom Anleger zunächst in das Stadtzentrum von Philipsburg (etwa 1 km entfernt). Das kann man zu Fuß erreichen oder auch mit kostenpflichtigen Wassertaxen.
Die Busse in Richtung “French Quarter” fahren in der “C.A. Cannegieter Street” ab (in der Nähe der RBC Royal Bank). Einen direkten Bus nach Cul-de-Sac gibt es nicht. Die Fahrer geben zum Umsteigen in French Quarter Auskunft, wo genau in den Anschlussbus gewechselt wird. Vom letzten Ausstieg sind es noch einmal 500 Meter bis zur Fähre. Dort gibt es auch die Möglichkeit, Kayaks zu mieten. Wollen Sie sicher gehen, dass Sie einen Kayak bekommen, sollten Sie vorab reservieren. Wir haben unseren Zweierkayak (Preis 30 EUR) bei diesem Anbieter gemietet und sind darin zwar nass geworden, aber nicht untergegangen.
Hören Sie mehr zu der Karibik im Reisehörbuch “Kreuzfahrt Karibik”.
2 comments
Liebe Frau Sonntag, das Hörbuch der Karibik ist ein sehr gelungener Hörgenuss. Mein Mann und ich haben vor zwei Jahren mit der Mein Schiff die Karibik bereist. Gerade jetzt in der Zeit der Corona-Krise ist es sehr schön in Erinnerungen zu schwelgen und ihrer hervorragenden Stimme zu lauschen, wie Sie mit Witz und kurzweiligen Informationen über die verschiedenen Inseln erzählen. Ich durfte Sie auf der Mittelamerika Kreuzfahrt als Lektorin kennen lernen und habe mich immer auf den nächsten Vortrag von Ihnen gefreut. Daher freue ich mich auch auf den nächsten Hörgenuss, Mittelamerika.
Bleiben Sie gesund und haben Sie noch viele schöne und interessante Reisen.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Hiesinger-Schmitz
Liebe Frau Hiesinger-Schmitz, es freut mich sehr, dass ich Sie mit meinem Hörbuch auf eine virtuelle Kreuzfahrt durch die Karibik führen konnte. Bleiben auch Sie gesund und bis hoffentlich bald mal wieder an Bord!