Meine letzte Kreuzfahrt hat mich über den Atlantik nach Sint Maarten geführt. Dass ich auf der Karibikinsel niederländischen Boden betreten hatte, merkte ich recht schnell. Gleich in Hafennähe konnte ich – nach insgesamt sechs Seetagen – endlich wieder ein paar Tulpen kaufen. Die sind hier besonders lange frisch. Sie sind aus Holz. Sicherlich werden mir die kuscheligen Pantoffeln mit dem Aufdruck “Holland” auch prima Dienste in der tropischen Hitze leisten.
Philipsburg ist als Shoppingparadies bekannt, in dem man weder Steuern noch Zoll zahlt. Vor allem reihen sich Elektroläden in den Hauptgeschäftsstraßen “Front Road” und “Back Road” aneinander. Ob Philipsburg wirklich eine gute Adresse für ein Schnäppchen ist, bezweifle ich allerdings, seitdem ich dort vor einigen Jahren eine Unterwasserkamera gekauft habe. Die stellte sich bereits beim ersten Schnorchelgang als nicht-wasserdicht heraus. Zwei Wochen später reklamierte ich die Kamera und bekam im Geschäft die hilfreiche Antwort:
Sorry, the waterproof camera you’ve purchased is only waterproof in fresh water, not in salt water.
Sorry, Die Wasserdichte Kamera, Die Sie gekauft haben, ist nur in Süßwasser dicht, nicht in SAlzwasser.
Im Hafen von Philipsburg können acht Schiffe gleichzeitig festmachen. Dementsprechend voll ist es tagsüber in den Straßen und auch am Stadtstrand. Ich empfehle, den Ort schnellstmöglich zu verlassen, um interessantere Inselteile zu erkunden. Sie versäumen in Philipsburg neben Holztulpen und Hollandpuschen nicht viel außer Maasdamer Käse und dem “Alcohol Menu” in Bars, die Namen wie “Port of happy hour” tragen.
Die Karibikinsel wartet aber mit einer weltweiten Besonderheit auf: Es ist hier möglich, die Grenze zwischen den Niederlanden und Frankreich zu überqueren. Das ist seit dem Vertrag von Concordia so, der die Insel Mitte des 17. Jahrhunderts in einen niederländischen Süden und einen französischen Norden teilte.
Das französische St. Martin ist dabei etwas kleiner als das niederländische Sint Maarten. Da soll es im Jahr 1648 das legendäre Wettrennen zwischen einem Franzosen und einem Niederländer gegeben haben. Die beiden Wettstreiter sollen von der Westküste in entgegengesetzte Richtungen entlang der Küste gelaufen sein. Dort, wo sie sich wieder trafen, wurde eine Linie bis hin zum Startpunkt gezogen. Diese Linie markierte fortan die Grenze zwischen dem französischen St. Martin und dem niederländischen Sint Maarten. Franzosen ergänzen dazu bisweilen, dass der Niederländer so langsam war, weil er immerzu an seiner Flasche Genever nippte. Der Franzose dagegen hatte seine Geschwindigkeit dank einer Flasche Grand Cru verdoppeln können.
An der Legende wird kaum etwas Wahres dran sein. Fakt ist aber, dass man im Inselnorden französischen Boden unter den Füßen hat – und dabei rund 7000 Kilometer von Paris entfernt ist. Das finde ich immer wieder faszinierend und ich mache mich daher regelmäßig von Philipsburg auf den Weg nach Frankreich.
Am Grenzübergang ist nicht viel los. Ein Obelisk erinnert an die Teilung von 1648; daneben wehen die niederländische und die französische Flagge. Passkontrollen gibt es nicht.
Praktisch ist, dass man im französischen Inselteil besonders günstig telefonieren kann. Dort befinden wir uns nämlich auch in der EU. Das niederländische Sint Maarten ist dagegen ein autonomes Land innerhalb des Königreichs der Niederlande und kein EU-Mitglied. Telefonieren ist hier wesentlich teurer. Übrigens ist auch einkaufen in St. Martin etwas günstiger. Auch wenn der Euro im Inselnorden offizielles Zahlungsmittel ist, wird der US-Dollar fast überall in den Geschäften und Restaurants akzeptiert – zu einem Kurs von 1:1.
Und so sehe ich schließlich doch eine Daseinsberechtigung für Philipsburg: Dort gibt es an den Geldautomaten der Banken nicht nur den lokalen Antillen-Gulden, sondern auch US-Dollar.
Von meinem persönlichen Lieblingsort in St. Martin möchte ich Ihnen in meinem kommenden Beitrag erzählen. Heute verrate ich nur soviel: Sie können den Weg dorthin sportlich bestreiten – müssen Sie aber nicht – und dieser Kerl wartet dort bereits auf Ihren Besuch:
Bis nächsten Sonntag!
Hören Sie mehr zur Karibik im Reisehörbuch “Kreuzfahrt Karibik”.
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