Ya man, no problem!
mit diesen Worten lässt sich auf Jamaika problemlos eine ganze Konversation führen.
„Ya man“ ruft auch der Guide bei den Dunn’s River Falls. Der Wasserfall liegt nicht einmal fünf Kilometer vom Schiffsanleger entfernt und gilt als die Hauptattraktion der Region. Dementsprechend viel ist hier los. Besucher folgen ihrem „Ya man“- Guide, alle hintereinander und Hand in Hand. Damit, wenn einer ins Wasser fällt, alle hinterherfallen.
Die Dunn’s River Falls werden zwar als das Wahrzeichen der Insel gehandelt, weitaus interessanter finde ich aber einen Besuch der Bob Marley Gedenkstätte in Nine Miles. Hier wurde Bob Marley 1945 geboren und hier befindet sich auch das Mausoleum, in dem der Reggaestar seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
In Nine Miles können Sie Bob Marley auch heute noch – rund 40 Jahre nach seinem Tod – begegnen. Das wurde mir zumindest genauso erzählt.
Ya man, Du wirst Bob Marley heute sehen! Ya man, der singt auch für Dich!
Gemeint ist, man raucht soviel, bis einem Bob Marley erscheint. Mir ist mein Jugendidol leider nicht erschienen. Obwohl man in Nine Miles alleine schon vom Passivrauchen benebelt wird. Wer sich nichts aus “großer” oder “kleiner Bob Marley-Zigarette” macht, der kann sich an der Bar mit Red Stripe Bieren und hochprozentigen Shots die Sinne erweitern.
Dann erscheint zwar nicht Bob Marley, aber der Mann, der sich als „Captain Crazy“ vorstellt und uns durch die Anlage zum Mausoleum führt. Captain Crazy macht seinem Namen alle Ehre. Ich höre sein sympathisches und ausgelassenes Lachen noch immer. Bei seiner Führung steht weniger der Informationsgehalt im Vordergrund als seine ansteckend gute Laune. Außerdem versicherte mir der Rastaman mit den strahlenden Zähnen „You are the love of my life!“ Die Liebe seines Lebens währte allerdings nur zweieinhalb Minuten, dann hatte er schon eine andere Frau im Arm.
Der Höhepunkt des Besuchs liegt am „Mount Zion“, den man nach einer kurzen Steigung erreicht. Für uns Besucher heißt das, dass wir die Schuhe ausziehen müssen. Das Mausoleum darf nämlich nur barfuß betreten werden. Für Captain Crazy heißt das, dass seine Tour zu Ende ist und er sich eine Bob Marley-Zigarette gönnt – eine von den großen. Das macht er nach jeder Tour. Und wir waren an diesem Tag bereits seine dritte Gruppe.
Außer dem Mausoleum besucht man in Nine Miles einige Wohnräume, in denen unterschiedliche Dinge ausgestellt sind. Da erinnert etwa eine Kuhglocke an den Besuch Bob Marleys in der Schweiz. Zudem schmücken Gold- und Platinplatten die Wände, ebenso wie zahlreiche Fotos. Neben Bildern von Mama und Papa Marley darf ein Foto von Haile Selassie nicht fehlen. Schließlich gilt der ehemalige äthiopische Kaiser den Rastafari als Messias. Die Farben der Rastafari rot, gelb, grün sieht man auch überall. Sie greifen die Farben der äthiopischen Flagge auf.
Im Souvenirladen von Nine Miles ist ziemlich alles gelb, rot, grün. Handtücher, Aschenbecher und auch die Verpackung des „Marley Coffee“. Dieser Kaffee geht auf eines der zwölf Kinder von Bob Marley zurück: Rohan Marley, der für seine Kaffeemarke unter anderem die Bohnen aus den jamaikanischen Blue Mountains nutzt. Seinen Kreationen verleiht er die passenden Namen „Stir it up“ und „Get up stand up“.
Für den Marley Kaffee muss man einen stolzen Preis hinlegen. Selbst eine kleine Packung kostet 45 US-Dollar. Günstiger und hochwertiger ist der Blue Mountain Kaffee der Marke Jablum, die Sie in den jamaikanischen Supermärkten bekommen. Da kosten 125 Gramm zwar auch 13 Dollar, aber wir sind doch auf Jamaika. Und daher:
No problem!
Praktisches für Ihren Besuch in Nine Miles:
Ein Ausflug zur Bob Marley Gedenkstätte von Nine Miles wird vom Landausflugsteam an Bord angeboten. Auch ich habe mich einer dieser Touren angeschlossen und kann sie unbedingt weiterempfehlen.
Alternativ können Sie Nine Miles auch mit Mietwagen oder Taxi erreichen. Der Ort liegt rund 45 Kilometer vom Anleger in Ocho Rios entfernt. Auf der etwa eineinhalbstündigen Fahrt kommt man an St Ann’s Bay entlang (der Ort, an dem Kolumbus erstmalig einen Fuß auf die Insel setzte) und auch an der Kirche, die neun Meilen von der Bob Marley Gedenkstätte entfernt ist und dem Ort seinen Namen verliehen hat.
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